Der 10. Tag „Bye Bye Warszawa“

 

Für mich ist heute noch Auszeit. Der Nacken hat sich zwar etwas gebessert, aber ich möchte einfach nur fit sein für die Einfahrt in Kiew am Donnerstag. Unser heutiges Ziel ist die ca. 130 km entfernte Stadt Radom. Wir fahren mit dem Tourbus bis an den Stadtrand. Unser erstes Etappenziel ist eine kleine Fähre über die Warsza, so ca. 70 km entfernt. Ich fahre ca. 35 km vor und mir wird schlecht … die Straßenverhältnisse in der Nähe der Hauptstadt sind noch viel schlechter, als eigentlich erwartet. Das muss ich Rainer erzählen … so warten auf die Beiden so ca. 7 km reinste Plattenbauweise der Straße … unzählige, zermürbende Schlaglöcher auf über 50 km tun ihr Übriges … da ist volle Konzentration angesagt . Hinzu kommt der gleichmäßige, nervtötende Gegenwind. Doch meine Helden geben nicht auf … „die Post muss durch“ … Ich fahre vor in Richtung Fähre … alles so im Rahmen mit den Straßenbedingungen … doch 500 m vor der Fähre wird mir schlecht … wieder diese Plattenbauweise … so breit, dass ich eben mit dem Bus durchkomme … schließlich ein Damm zur Fähre der links und rechts zum Wasser abfällt … na das kann ja heiter werden. Ich weiß nicht mal, ob die Fähre mein Gefährt überhaupt mitnehmen kann …

Ich drehe also wieder und warte im nächsten Ort. Ich sagte Rainer noch, dass ich gegenüber der Kirche auf beide warten werde. Motor abstellen … Ruhe … schnell mein Buch zur Hand, will das erste doch endlich fertig lesen. Gegenüber ist in der Kirche ist Messe. Die Andacht und die Gesänge werden über Lautsprecher nach draußen übertragen … sind halt extrem gläubig die Polen … und so beende ich mein erstes Buch sozusagen mit kirchlichem Segen.

Lissi und Rainer fahren vor zur Fähre, ich habe Ihnen gesagt, wir müssen uns es anschauen und dann werden wir entscheiden … hinterher mit Warnblinker …

Wir haben Glück, die Fähre ist gerade da … mühsam und behutsam bewege ich mich auf das zu, was uns hoffentlich heil über den ziemlich breiten Fluss bringen soll … meine Gedanken kreisen … was soll ich nur Werner von Hacht sagen: Ne gute und ne schlechte Nachricht habe ich … die Gute ist, der Bus ist jetzt von innen und von außen sauber…

Aber es ist kein Problem auf die Fähre zu kommen; leider muss ich den Bus rückwärts von diesem schwimmenden Vehikel runterbalancieren … nicht grade einfach aber es geht …

Nun liegen noch vierzig Kilometer durch einen Naturpark an. Eine sehr schöne Strecke mit langen Wellen und schönen Abfahrten. Wir kommen überglücklich in Radom an. Ich bin schon vor ins Hotel und lotse die Beiden im Anschluss direkt dorthin. Wieder eine Etappe geschafft. Unser Ziel Kiew liegt jetzt in halbwegs greifbarer Nähe.

Unser Hotel hat eher den rustikalen Charme alter Zeiten des Warschauer Paktes und so beschließen wir, unser Abendessen in der Innenstadt einzunehmen. Zwar ein leckeres Essen, aber die Bedienung völlig überfordert in diesem gutbesuchten Restaurant (sie war alleine) und Rainer – völlig verhungert - am Rande eines Nervenzusammenbruchs …

Da wir auf Grund der Vorkommnisse zu spät ins Hotel kamen, gab es sehr zu unserem Leidwesen keinen Jubruwka mehr an der um 10:00 bereits geschlossenen Hotelbar.